Archiv der Kategorie: Allgemein

RPG-a-day – Tag 8: Zwei-Stunden-Spiel?

Monsterhearts (c) PbtA

„What is a good RPG to play for sessions of 2hrs or less?“

Das wäre vermutlich Fiasko (wobei auch das mal länger dauern kann), bei dem man allerdings ernsthaft diskutieren könnte, ob es ein richtiges Rollenspiel ist.

Alternativ ein schlankes Spiel Powered by the Apocalypse wie „Monster of the Week“ (ein Dresden-Files/Buffy-Klon) oder „Monsterhearts“ (ein Buffy/Vampire Diaries-Klon).

Die PbtA-Systeme liefern fertige Charakter-Playbooks, in denen man durch das Ankreuzen aus einer begrenzten Auswahl von Optionen einen Charakter innerhalb von 10 Minuten generieren kann und mit einem auf W6 basierenden System, das nur auf Attributen basiert, losspielen kann.

Die Figuren entstehen trotz der einfachen Generierung erstaunlich dreidimensional in der Vorstellung und eignen sich sogar fürs Kampagnenspiel.

RPG-a-day 2017 – Tag 7: Beeindruckendste Spielsitzung?

Der Zorn des Bären (c) Ulisses Spiele GmbH

„What was your most impacful RPG session?“

Die beeindruckendste Spielsitzung fand in Lehrte bei unserem damaligen frisch gefundenen Freund Niels Gaul statt, der mich später auch über Ulrich Kiesow in die DSA-Redaktion holen sollte.

Er leitete für uns „Zorn des Bären“ von Ina Kramer, ein Abenteuer über zauberhafte Winterriten und die Volkstümer der Nivesen (eines Lappen-artigen Volks im Norden von Aventurien).

In dieser Sitzung fanden wir heraus, dass Rollenspiel mehr als Hack’n’Slay bedeutete, dass man Charaktere mit ethnischem Hintergrund ausstatten und spielen konnte, statt nur als Abenteuer-Hauptfiguren, und wir lernten, dass man seine Attacke-und-Parade-Fertigkeiten auch für etwas anderes einsetzen kann als Kämpfen: Für eine Schneeballschlacht.

Wir haben uns gerollt im Schnee und gelacht und gescherzt, und das Rollenspiel bei uns am Tisch sollte nie wieder dasselbe sein.

RPG-a-day 2017 – Tag 3: RPG-News

„How do you find out about new RPGs?“

Ich bekomme Infos über neue Rollenspiele meistens von Freunden. Natürlich beziehe ich auch RSP-blogs.de und schaue ab und an ins Tanelorn-Forum.

Dazu kommt der Facebook-Stream des Sphärenmeisters, der immer über Neuerscheinungen informiert, sowie Freunde, die sehr aktiv in der Kickstarter-Szene unterwegs sind und dort manchmal für Rollenspielprodukte ihr halbes Monatsgehalt lassen.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich inzwischen nicht mehr ganz so offen dafür bin, mir neue komplizierte Systeme anzulernen. Über frische neue Hintergrundwelten freue ich mich immer, aber die Systeme müssen schnell erlernbar (oder sehr, sehr sinnvoll) sein.

RPG-a-day 2017 Tag 2: Mein Wunschrollenspiel

BANDAI NAMCO Entertainment Europe; CC license

Die Frage an Tag 2 des RPG-a-day2017 lautet: „What is an RPG you would like to see published?“

Könnte ich mir ein Rollenspiel wünschen, das es noch nicht gibt, wäre es eines zu Andrzey Sapkowskis Hintergrundwelt „The Witcher“, oder auch zum CD Project Red-Spiel „Witcher 3“, das 2016 veröffentlicht wurde (und das ich immer noch/wieder spiele).

Besondere Regeln sähe ich gern zum Abbilden des wenig schwarz-weißen, sondern sehr ambivalenten Hintergrundes: manche Monster sind menschlicher als manche Menschen; manchmal muss man Menschen/menschliche Monster trotzdem töten, um Unschuldige zu schützen.

RPG-a-day 2017 – der Anfang

Auf Facebook rief mein lieber Freund Jason Durall zu der Aktion „RPg-a-day“ auf. Tatsächlich rief er nicht dazu auf sondern verkündete, dabei mitzumachen. Ich finde die Aktion lustig und interessant, daher werde ich auch täglich einen Blogbeitrag oder Facebook-Kommentar über RPGs nach dem folgenden Muster posten:

Und da heute der erste August ist, beginne ich gleich mit #1:

„What published RPG do you wish you were playing right now?“

Im Augenblick würde ich wahnsinnig gern „Night’s Black Agents“ von Kenneth Hite spielen, genauer gesagt „The Dracula Dossier“, das ich zu Weihnachten bekommen habe. Wie üblich muss ich das wohl selbst leiten.

„Night’s Black Agents“ ist ein Vampire Spy Thriller – Jason Bourne trifft auf Bram Stoker’s Dracula. Ein erster Blick in die Regeln enthüllt wirklich fantastische Kampagnen-Regeln: Über Stability, Trust und eine allgemeine Pool-Regel, aus der sich alle Agenten bedienen können, wird das System seine wahre Stärke erst entfalten, sobald man mehr als einen Abend spielt.

Ein erstes Testspiel mit „The Van Helsing Letter“, einem Free-RPG-Day-Szenario, offenbarte viel Spaß und wirklich fähige Agenten – etwas, das Kenneth Hites altes Hauptsystem, Cthulu, ja zu meinem Leidwesen nie hinbekommen hat.

Depressionen und Kunst: Ein Nachruf

Chester benningtonAchtung: Dies ist ein Betroffenheitsbeitrag. Ich schreibe ihn unter dem Eindruck des Suizids von Chester Bennington, dem Sänger von Linkin Park, der sich gestern in LA das Leben nahm. Nach Chris Cornell, dem Sänger von Soundgarden und Audioslave, ging damit ein weiterer Fixstern an meinem Musikhimmel freiwillig von dieser Welt. Mir sitzt auch der ungläubige Schrecken noch in den Gliedern, als ich von Robin Williams Tod erfuhr.

Ich will nicht heucheln, dass ich ein sklavischer Jünger von Linkin Park gewesen wäre. Ich war ein Fan ihrer Musik (mehr der alten als der neuen), die Alben „Hybrid Theory“ und „Meteora“ haben mich lange begleitet, die Singles Crawling, Numb und In the End gingen mir unter die Haut und beim Tanzen ins Blut. Ich habe keines ihrer Konzerte gesehen; ich bin aber eh weder eine große Festival- noch Konzertbesucherin.

Linkin Park zeigte mir in einer Zeit des Weichspül-Pops, dass es noch ehrliche, raue, ungeschönte und trotzdem gute Musik gab. Durch sie entdeckte ich das Stichwort „Nu Metal“ zum ersten Mal und forschte weiter in der Welt des Alternative Metal oder -Rock. Gleichzeitig war die Musik eingängig genug, um mir zu gefallen.

Natürlich hat auch Linkin Park zwischendurch eine gefällige Mainstream-Phase durchgemacht, nur um sich dann einem umso härteren Klang zuzuwenden. In den letzten Jahren habe ich insgesamt weniger Musik gehört und daher den Werdegang von Linkin Park nicht mehr so stark verfolgt. Ein klassischer Fall von „You don’t know what you got Until It’s Gone“.

Dass sich Chester Bennington nun, nach schwerer Kindheit, einer langen Geschichte des Drogenmissbrauchs und einer dergestalt erfolgreichen Musikerkarriere, das Leben genommen hat, ist so außerordentlich traurig. Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden.

Linkin Park @ SonisphereEin in Künstlerkreisen nicht gern gesehener Spruch lautet, dass ein Künstler leiden muss, um gute Kunst zu erschaffen. Auf Chester Bennington trifft das mit dem Leiden offenbar zu. Ich glaube durchaus, dass auch gute Kunst von nicht-leidenden Künstlern erschaffen werden kann, doch mit Robin Williams, Chris Cornell, jetzt Chester Bennington stellt sich mir die Frage, nach dem Zusammenhang zwischen Depression und Kunst.

Suchen Menschen mit Depressionen in der Kunst eine Ausdrucksform? Oder ist das Erschaffen von Kunst so hart und einsam, dass Künstler in Depressionen enden? Bietet der Beruf eines selbständigen Künstlers Menschen ein Auffangbecken, die sonst in anderen Bereichen der Gesellschaft anecken? Oder ist es von allem ein bisschen etwas? Oder nur eine Wahrnehmungsfrage des „Confirmational Bias“, weil es in der nicht-künstlerischen Gesellschaft ebensoviele Fälle von Depressionen und Selbsttötungen gibt?

Um den Sprung in die Buchbranche zu tun: Ich kenne einige mehr oder weniger depressive KollegInnen. Der Autor mit Dauer-Schreibblockade und Depressionen ist ja geradezu das Klischee der Branche. Können wir als Gesellschaft etwas tun, um dem zu begegnen? Können wir ein besseres Umfeld für Künstler schaffen, damit sie gehört werden? Präventionsmaßnahmen schaffen, um zu verhindern, dass es anderen genauso geht?

Ich hoffe zumindest, dass es für Linkin Park irgendwie weitergeht, auch wenn Chester fehlt und nicht zu ersetzen ist. Ich werde jetzt in die letzten verpassten Alben von Linkin Park reinhören und schauen, ob sie mir gefallen. Auch wenn bereits jetzt gilt: „In the End, it doesn’t really matter.“

Denn dass Linkin Park schon lange unsterblich geworden ist, steht außer Frage.

Time is a valuable thing
Watch it fly by as the pendulum swings
Watch it count down to the end of the day
The clock ticks life away

 

DevCom Talk: What Stories do to Your Brain

Dieses Jahr wird parallel zur GamesCom in Köln statt der GDC Europe die DevCom stattfinden. Wie schon letztes Jahr zur Respawn habe ich dieses Jahr einen Talk eingereicht. Der wurde letzlich angenommen. Das Thema:

What Stories do to Your Brain

Stories enchant our audiences and stay in our minds for months and years. Research shows that while participating in stories (through reading, watching, playing), many areas of our brains are activated.

In key moments, the brain chemistry is flooding our system with dopamin, a chemical messenger that plays a major role in reward-motivated behaviour, the same as drugs do. So, is storytelling a drug?

einen Termin gibt es noch nicht, das Datum der DevCom ist 20. – 24. August 2017  auf der Koelnmesse.

Mehr auf: https://www.devcom.global/

Deutscher Rollenspielpreis 2017: Die Nominierten „Bestes Regelwerk“

Dieses Jahr durfte ich zum ersten Mal in der Jury des Deutschen Rollenspielpreises 2017 sitzen (DRP). Nach diversen Jury-Mitgliedschaften unter anderem für den Seraph 2015 und 2017 freut mich diese Ehre besonders, da meine Wurzeln im Pen&Paper-Rollenspiel liegen. Tatsächlich steht dieses Jahr auch noch mindestens eine Jury-Mitgliedschaft an, aber da möchte ich den Veranstaltern nicht vorgreifen.

Als Grundregelwerke standen auf der Shortlist 7te See (Pegasus Press), Metal Heroes (Mantikore Verlag), sowie Private Eye (Redaktion Phantastik), in der Kategorie Zubehör kämpften Datapuls ADL, Equinox, und Private Eye: Liebe, Geld und andere Intrigen um den begehrten Titel.

Ich möchte hier kurz die Shortlist-Kandidaten für bestes Grundregelwerk vorstellen:

7te See (Pegasus Press)

Lange wurde die Überarbeitung des ikonischen Mantel-und-Degen-trifft-Piraten-Rollenspiels erwartet. Während das Setting begeisterte, wurden die Regeln der ersten Edition im Allgemeinenen als verschwurbelt bezeichnet. Diese Problematik hat John Wick jetzt beseitigt. Die Regeln sind nicht nur modernisiert sondern setzen sogar erzählerische Impulse: so legt ein Spieler seine Story-Beats (und damit die Schnelligkeit seines Charakter-Aufstiegs) selbst fest. Das Poolsystem wurde durch das Bilden von Kombinationen von 10 und daraus resultierende Steigerungen ersetzt; der Spieler erhält dadurch die Erzählgewalt darüber, wo er Handlungsschwerpunkte setzen möchte. Auch die verwirrende und teilweise wenig anwendungsfreundliche Magie wurde vereinfacht und klargezogen. All das tut dem Regelwerk gut, die Engine tut das, was Welt und Spielstil erfordern: Superhelden im Stile von D’Artagnan und Captain Jack Sparrow zu generieren.

Private Eye (Redaktion Phantastik)

Inzwischen liegt PE in der 5. erweiterten Vesion vor. Die Änderungen zu den Vorgängern sind nicht riesig, doch PE besticht weiterhin durch exzellent recherchiertes Hintergrundmaterial in den Bereichen Kriminologie, Medizin, Verbrechen, Gesellschaft im viktorianischen England, Etikette, Gerichtsbarkeit und noch vieles mehr. Dieser Quell der Informationen ist das bestechende Merkmal von Private Eye; darüber hinaus vergisst man beinahe die rudimentäre (und eigentlich nicht mehr zeitgemäße) Basic Roleplaying Engine, die wie z.B. Cthulu die Charaktere eben zu Dilettanten macht, die mit wenigen Werten im 50%-Chancen-Bereich vorlieb nehmen müssen.

Metal Heroes (Mantikore Verlag)

Metal Heroes fremdelt ein wenig in der Kategorie „Grundregelwerke“. Eigentlich handelt es sich hierbei um ein klassisches Soloabenteuer mit aufgebohrter Engine. Diese Engine ist aber der bestechende Teil des Buches, der mit Vielfalt und Ideen daherkommt. Mechanismen für das Management der eigenen Band, angenehme Regeln zur Ressourcenverwaltung sowie Gigplanung sind gut umgesetzt. Der schnoddrige Ton ist Geschmackssache, ebenso der Punkt, dass man nur einen (männlichen) Helden in einer Storyline spielen kann.

Der Deutsche Rollenspielpreis in den Kategorien „Grundregelwerke“ und „Zubehör“ wird am Sonntag im Rahmen der Abschlussveranstaltung des NordCons übergeben, des größten Fan-organisierten Pen&Paper-Rollenspielevents Europas.

Mir war es eine Freude, in der Jury sitzen zu dürfen und ich wünsche den Nominierten bis Sonntag noch viel Glück!

Wie würdet ihr abstimmen, wenn ihr in der Jury säßet? Wer würde gewinnen?

Eine von TOP 10 der deutschen Games-Entwicklerinnen!

Manchmal passieren Dinge, da reibt man sich vor Erstaunen die Augen. So etwa, als Petra Fröhlich vom Magazin Gameswirtschaft.de mich auf Facebook anschrieb, um Details zu meiner Arbeit zu erfahren. Der Hintergrund: Sie erstellte für Gameswirtschaft eine TOP 50 der einflussreichsten Frauen der deutschen Gamesindustrie.

Die TOP 10 der deutschen Managerinnen sind schon ein illustrer Überblick über die Frauen in Führungspositionen in der deutschen Spieleindustrie. Dabei nimmt Petra Fröhlich kein Blatt vor den Mund: Managerinnen in deutschen Spielefirmen sind selten. Unter den 26 Mitgliedern des BIU (des Games-Branchenverbandes) ist genau eine Geschäftsführerin dabei, auf dem Director-Level sind es drei.

Die große Überraschung: Ich bin eine der TOP 10 Frauen der deutschen Games-Entwicklung! An dieser Stelle möchte ich mich für die Aufnahme in diesen Kreis bedanken und freue mich über die Empfehlungen der Kolleg(inn)en, die mich für diese Liste vorgeschlagen haben.

An dieser Stelle sei mir eine Korrektur gestattet: Ich habe von 1994 bis 2011 in der Redaktion von Das Schwarze Auge (DSA) mitgewirkt, bin dort seitdem aber nicht mehr aktiv. Die Verwirrung ist nur natürlich: Drakensang: Am Fluss der Zeit, bei dem ich meine ersten Questen schrieb, gehörte noch zum DSA-Universum, Drakensang Online, für das ich in den letzten fünf Jahren den Entwurf der Story, Charakter- und Weltenbau, Quest Writing und PR-Texte geschrieben habe, löste sich 2011 von DSA und spielt nun in einem neuen, fiktiven Universum, der Welt Dracania.

Inzwischen steht auch die TOP 10 der weiblichen Games-Marketing-Profis online und ist mehr als einen Blick wert.