Dieses Jahr durfte ich zum ersten Mal in der Jury des Deutschen Rollenspielpreises 2017 sitzen (DRP). Nach diversen Jury-Mitgliedschaften unter anderem für den Seraph 2015 und 2017 freut mich diese Ehre besonders, da meine Wurzeln im Pen&Paper-Rollenspiel liegen. Tatsächlich steht dieses Jahr auch noch mindestens eine Jury-Mitgliedschaft an, aber da möchte ich den Veranstaltern nicht vorgreifen.
Als Grundregelwerke standen auf der Shortlist 7te See (Pegasus Press), Metal Heroes (Mantikore Verlag), sowie Private Eye (Redaktion Phantastik), in der Kategorie Zubehör kämpften Datapuls ADL, Equinox, und Private Eye: Liebe, Geld und andere Intrigen um den begehrten Titel.
Ich möchte hier kurz die Shortlist-Kandidaten für bestes Grundregelwerk vorstellen:
7te See (Pegasus Press)
Lange wurde die Überarbeitung des ikonischen Mantel-und-Degen-trifft-Piraten-Rollenspiels erwartet. Während das Setting begeisterte, wurden die Regeln der ersten Edition im Allgemeinenen als verschwurbelt bezeichnet. Diese Problematik hat John Wick jetzt beseitigt. Die Regeln sind nicht nur modernisiert sondern setzen sogar erzählerische Impulse: so legt ein Spieler seine Story-Beats (und damit die Schnelligkeit seines Charakter-Aufstiegs) selbst fest. Das Poolsystem wurde durch das Bilden von Kombinationen von 10 und daraus resultierende Steigerungen ersetzt; der Spieler erhält dadurch die Erzählgewalt darüber, wo er Handlungsschwerpunkte setzen möchte. Auch die verwirrende und teilweise wenig anwendungsfreundliche Magie wurde vereinfacht und klargezogen. All das tut dem Regelwerk gut, die Engine tut das, was Welt und Spielstil erfordern: Superhelden im Stile von D’Artagnan und Captain Jack Sparrow zu generieren.
Private Eye (Redaktion Phantastik)
Inzwischen liegt PE in der 5. erweiterten Vesion vor. Die Änderungen zu den Vorgängern sind nicht riesig, doch PE besticht weiterhin durch exzellent recherchiertes Hintergrundmaterial in den Bereichen Kriminologie, Medizin, Verbrechen, Gesellschaft im viktorianischen England, Etikette, Gerichtsbarkeit und noch vieles mehr. Dieser Quell der Informationen ist das bestechende Merkmal von Private Eye; darüber hinaus vergisst man beinahe die rudimentäre (und eigentlich nicht mehr zeitgemäße) Basic Roleplaying Engine, die wie z.B. Cthulu die Charaktere eben zu Dilettanten macht, die mit wenigen Werten im 50%-Chancen-Bereich vorlieb nehmen müssen.
Metal Heroes (Mantikore Verlag)
Metal Heroes fremdelt ein wenig in der Kategorie „Grundregelwerke“. Eigentlich handelt es sich hierbei um ein klassisches Soloabenteuer mit aufgebohrter Engine. Diese Engine ist aber der bestechende Teil des Buches, der mit Vielfalt und Ideen daherkommt. Mechanismen für das Management der eigenen Band, angenehme Regeln zur Ressourcenverwaltung sowie Gigplanung sind gut umgesetzt. Der schnoddrige Ton ist Geschmackssache, ebenso der Punkt, dass man nur einen (männlichen) Helden in einer Storyline spielen kann.
Der Deutsche Rollenspielpreis in den Kategorien „Grundregelwerke“ und „Zubehör“ wird am Sonntag im Rahmen der Abschlussveranstaltung des NordCons übergeben, des größten Fan-organisierten Pen&Paper-Rollenspielevents Europas.
Mir war es eine Freude, in der Jury sitzen zu dürfen und ich wünsche den Nominierten bis Sonntag noch viel Glück!
Wie würdet ihr abstimmen, wenn ihr in der Jury säßet? Wer würde gewinnen?