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Und plötzlich ist alles anders

Brandenburger Tor bei Nacht und Corona.

Am Wochenende habe ich mit Nina George (Präsidentin des European Writer’s Council) eine Handreichung für Schriftsteller*innen in der Krise geschrieben. Sie entsprang einem Fiebertraum der Aktivität zweier Frauen, die es nicht gewohnt sind, hilflos und tatenlos zuzuschauen, wenn Menschen in Not sind.

Dass die Leipziger Buchmesse abgesagt wird, hätte ein Zeichen sein können. Dass Corona doch nicht nur ein Schnupfen ist. Dass Covid-19 nicht nur in China einen schlimmen Verlauf nehmen kann. Dass sich alles verändern würde.

Kaum zehn Tage später, Mitte März 2020, und plötzlich geschehen Dinge, die man sich in der Bundesrepublik nicht hätte ausmalen können. Geschäfte sind geschlossen, die Bundeskanzlerin hält zum ersten Mal in ihrer langen Regierungszeit eine direkte Ansprache ans Volk.

Ich komme aus einer Phase unfassbarer Aktivität und vieler Reisen für den Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS in ver.di), für die University of Applied Sciences Europe in Hamburg, für meine Selbständigkeit und einfach aus Spaß zu einem schrillenden Halt. Termine werden abgesagt, Reisen aus Spaß erscheinen plötzlich unklug.

Plötzlich hat der Mensch im eigensten Sinne wieder Vorrang. Nicht die Wirtschaft. Nicht die Globalisierung. Sondern der Mensch und seine Gesundheit. Was zu Zeiten der -Demonstrationen noch undenkbar schien, rückt in greifbare Nähe: dass der Turbo-Kapitalismus nicht alternativlos ist.

Und plötzlich schnellen die Zuschauerwerte der Tagesschau in die Höhe. 43% Marktanteil sind ein Zeichen dafür, dass die Menschen in Krisenzeiten doch zu unterscheiden wissen, was gut präsentierte Nachrichten sind, und was bloß das Hintergrundrauschen der Unterhaltung. Ich bin froh um die Öffentlich-Rechtlichen und ja, auch um den Rundfunkbeitrag.

Ich prüfe beinahe im Stundentakt die Nachrichten, um den Newsticker der Entwicklungen im Auge zu behalten. Zu dem frenetischen Anstieg von Kommunikation gesellt sich die Erkenntnis von zwei merkwürdigen Ruhepolen:

  1. Die AfD ist erstaunlicherweise nicht mehr zu hören. Entweder ich habe meine Facebook-Timeline inzwischen gut kuratiert und alle Verschwörungstheoretiker und Nebelkerzengucker aussortiert, oder die Medien hören ihnen einfach nicht mehr zu. Weil sie unwichtig sind. Weil sie nichts zu sagen haben. Weil sie noch nie etwas zu einer Problemlösung beigetragen haben.
  2. Russland ist verdächtig still. Ein Putin, der uns glauben lassen möchte, dass es in seinem Staat keine Probleme und schon gar kein Corona-Virus gibt. Doch das Schweigen ist besorgniserregend, sagt es doch viel über den Zustand der Nachrichtenvermittlung in Russland aus.

Heute abend dann ertappe ich mich bei etwas Alltag – Arbeit muss gemacht werden, E-Mails geschrieben. Und danach der Blick aus dem Fenster und das Erwachen aus der geistigen Versunkenheit:

Plötzlich ist alles anders.

Vom Messeblues und PAN in Leipzig

HaareschönimzugAlle Jahre wieder ist im März Buchmesse in Leipzig, und alle Jahre wieder freue ich mich auf dieses Ereignis. Denn Leipzig ist eine Buchmesse, in der Autoren, Verlagsleute und Leser (und natürlich die weiblichen Entsprechungen davon) noch ganz unmittelbar aufeinanderprallen. Nirgends ist Literatur so Kunden- und Autorenfreundlich, nirgends begegnet man sich so natürlich wie hier.

Da ich dieses Jahr am Donnerstag den Seraph für das beste Debüt verleihen durfte – Danke an die Phantastische Akademie! – hatte ich mich etwas schicker gemacht als sonst.

 

Meine Highlights waren dieses Jahr die Vereinsarbeit mit der phantastischen Diana Menschig für PAN. Diana, die Vorsitzende von PAN und Haupt-Organisatorin des ersten PAN-Branchentreffens ist momentan eher hauptberuflich Vereinsvorsitzende PAN-die ersteund an zweiter Stelle Autorin, denn PAN macht – bei aller Freude, die es bereitet – auch viel Arbeit. Umso beruhigender, dass die professionelle Verlags-Phantastik PAN gerade von allen Seiten unterstützt, und dafür sagen wir ein herzliches Dankeschön!

Auf der Messe haben wir viele gute Gespräche mit Vertretern aller Bereiche der Branche geführt, seien es Agenten, Verlags-Lektoren, Autoren (von denen 4 gleich auf der Messe ihre Seele an PAN verkauften!), natürlich auch in Vorbereitung auf das erste PAN-Branchentreffen im April.

Hier sieht man Diana und mich nach dem ersten Tag müde, aber glücklich auf der Busfahrt ins Leipziger Zentrum.

Die Verleihung des Seraph war, wie jedes Jahr, ein wunderbarer Auftakt für die Leipziger Messe, mit dem wortgewaltigen Oliver Graute, der anmerkte, Deutschland – das Land der Dichter und Denker, dürfe nicht verkommen zum Land der Richter und Banker. Das ist natürlich verkürzt dargestellt, trifft aber exakt meine Sorge, dass mit der sogenannten Urheberrechtsreform sich die Situation für die Autoren eher verschlechtert als verbessert.

Hier ist ein kleiner Vorgeschmack der am Freitag sich zusammenfindenden PAN_GruppePAN-Autoren, mit Diana Menschig, Alana Falk, Gesa Schwartz, Ann-Kathrin Karschnick, Susanne Pavlovic, Frank Raki, Annika Dick und unserem diesjährigen Preisträger des Debüt-Phantastikpreises Seraph, Daniel Illger!

Persönlich hätte ich es schwer gehabt, zwischen den drei Short-List-Mitgliedern eine Wahl zu treffen, war doch Simon Weinert von meiner Lieblingsbuchhandlung Otherland in der engeren Wahl.  Und auch Bianca Riescher hätte ich den Preis mehr als gegönnt!

Explizit gratulieren möchte ich auch Hannah Kuhlmann, die den erstmalig vergebenen Indie-Seraphen mit nach Hause nahm.

Auch PANs erste öffentliche Initiative trug Früchte: der offizielle Launch der Initiative Podium_1be social – link local mit der wunderbaren Nina George, Kathrin Lange, Hans Peter Röntgen, dem Team von MVB und Jana Jürß vom Syndikat.

Diese tollen, engagierten Männer und Frauen packen an, wo es nötig ist, und das im Zweifel mit Eleganz und Liebenswürdigkeit.

Und ich muss sagen, dass ich schon ein bisschen in die außerordentlich engagierte Nina George verliebt bin, nach all dem, was sie für Autoren bewegt (und ich habe angefangen, ihr Traumbuch zu lesen … das hilft auch beim Verlieben!).

Hier noch ein paar Messeeindrücke, wie Gesa Schwartz, die ihre Seele an PAN verkauft:

PAN_GesaSchwarzt

 

 

 

 

 

 

 

Und Rebekka Pax hat es auch hinter sich.

LenaundRebekka

 

 

 

 

 

 

 

Nina George ist schon längst bei PAN:

LenaundNina

 

 

 

 

 

 

 

Iny Lorentz hingegen sind über die Jahre liebgewonnene Freunde.

LenaundInyLorenz 2

 

 

 

 

 

 

 

Ein anderes wundervolles Highlight dieser Messe: Das VanCanto-Konzert mit der Buchlesung aus „Feuerstimmen“ von Christoph Hardebusch, einem wohl einmaligen

VanCanto_Christoph 2

Buch/Album/Hörbuchprojekt in Deutschland. Der Abend hat gerockt! Danke an Natalia Schmidt von Droemer Knaur, Bernhard Stäber (inzwischen auch bei PAN),  „Dem Sven“ und natürlich Christoph Hardebusch!

 

 

 

Und so hat mich dann am späten Samstag Abend wieder der Messeblues (und die Messeseuche) gepackt, als ich mit gepackten Koffern zurück nach Berlin fuhr.

Leipzig_Heimfahrt

 

 

 

 

 

 

 

Wäre da nicht im Zug noch ein Kreativblitz über mich gekommen, hätte ich sogar ein bisschen Ruhe gehabt. So musste unser Branchentreffen-Flyer herhalten, die neue Idee festzuhalten.

Leipzig_Kreativblitz

 

 

 

 

 

 

 

Schön war’s, ich freue mich auf die Leipziger Buchmesse 2017! Und da sag noch einer, dass keiner mehr liest.

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