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Aus der Schreibstube: Kein normaler Kalender?

Woche1Worin unterscheidet sich nun das Bullet Journal (siehe die Blogeinträge von letzter Woche und vorletzter Woche) von einem normalen Kalender?

Ich kann die Größe meiner Jahres-, Monats-, Wochen- und Tagesfelder dynamisch an meine Bedürfnisse anpassen. Der Mangel an Vorstrukturierung kommt meiner Kreativität entgegen – ich liebe unbeschriebene, unberührte Seiten und kann nicht darauf warten, sie zu füllen.

Man hat jederzeit unbeschriebene Seiten, um Notizen niederzulegen, ein neues Projekt zu skizzieren oder eine unabhängige Taskliste mit Nice-to-haves hinzuzufügen, aus der man sich jederzeit bedienen kann, wenn man etwas Luft hat.

Das Eintragen von allen (Teil-)Aufgaben in Listen an einem Ort gibt mir einen guten Überblick darüber, ob ein Tag mit all dem, was ich mir für ihn vorgestellt habe, zu leer, gut gefüllt oder total überlastet ist. Man erhält sehr schnell ein Gefühl dafür, was und wie viel man an einem Tag erledigen kann. Sobald man merkt – „holla, der Tag ist zu voll!“ kann man im Vorhinein Aufgaben streichen und schauen, ob man sie an einem der nächsten Tage unterbekommt.

Die völlige Selbstverständlichkeit, mit der sich Aufgaben zwischen den Tagen und Monaten bewegen, nimmt für mich den Druck, sie unbedingt an einem bestimmten Tag erledigen zu müssen. Nebenbei habe ich sie niedergeschrieben, was meinen Kopf und mein Gedächtnis entlastet und frei für meine Arbeit macht.

Das Journal strukturiert meine Tage besser vor. Ich beginne ungern eine Woche mit einem wabernden Gefühl von dem, was man alles erreichen will: „Steuererklärung muss fertig werden – ach, und das Kapitel. Und dann muss ich noch PAN-Anträge bearbeiten undundund“. Je konkreter die Vorstellung ist, die ich von meinen Aufgaben an einem Tag habe, desto realisierbarer werden sie.

Mehr als nur Arbeit

Dadurch, dass ich manche Dinge in der Hausarbeit, Verabredungen mit Freunden und Hobbies mit einplane, habe ich erstens alles an einem Ort und weiß zum Beispiel, ob Abende für die Manuskriptarbeit zur Verfügung stehen, oder ob ich eher fertig sein muss. Zudem ist Schreiben oder Redigieren oft komplizierte Hirnarbeit. Mir da die Wäsche oder die Spülmaschine vornehmen zu können, um das Hirn zu durchlüften, und gleichzeitig Aufgaben auf meiner To-Do-Liste abhaken zu können und die Wohnung in Ordnung zu halten – das sind gleich drei tolle Dinge auf einmal! (Zum Thema Prokrastination verfasse ich auch derzeit einen Blogpost.)

Und, nicht zu verachten: das Journal zu führen macht mich glücklich! Ich arbeite z.B. der Übersichtlichkeit halber an meiner Handschrift. Ich bin selbst überrascht. Je ordentlicher, desto Spaß.

Wer sich nun für das Thema interessiert, der kann sich auf Pinterest nach dem Stichwort Bullet Journal umschauen – dort gibt es tonnenweise Material zur Strukturierung und Verzierung seiner Einträge. Ich fröne derweilen meiner überraschenden Projektmanagement-Sucht und wünsche viel Erfolg.

Der Blogeintrag von nächster Woche wird sich um den Sinn von Projekt-/Selbstmanagement drehen – wir lesen uns!

Aus der Schreibstube: Was ist ein Bullet Journal?

Journal Henriette DessaullesIn meinem vorhergehenden Blogbeitrag zum Thema Selbstmanagement ging ich auf mein aktuelles System ein. Ein Bullet Journal ist nichts anderes als eine Kladde mit Inhaltsverzeichnis und Seitennummerierung und entweder karierten oder punktierten Seiten. Meine sind kariert, das nächste Mal werde ich mich nach einem Buch mit punktierten Seiten umschauen. Je dicker das Papier, desto besser, denn manchmal drücken Filzstifte oder Kulis unschön auf die Rückseite durch und machen diese unsauber und schwer zu lesen.

In diese Kladde trägt man eigentätig und vom Umfang an die eigenen Benutzerbedürfnisse angepasst erst eine Jahresübersicht – z.B. eine halbe Seite pro Monat, in die im groben Raster die wichtigsten Ereignisse eingetragen werden. Bei mir stehen in der Jahresübersicht Geburtstage, Messen, feststehende Wocheneinladungen, Abgabetermine etc.

Nach der Jahresübersicht reserviert man die linke einer Doppelseite für den ersten Monat. Hier trägt man alle Tage senkrecht von 1-31 ein, fügt Kürzel für die Wochentage und eventuell eine Wochenmarkierung hinzu. Auf der gegenüberliegenden Seite kann man seine High-Level-Goals für diesen Monat eintragen. Zum Beispiel: 100 Manuskriptseiten fertigstellen, gesund essen oder Kalligraphie lernen.

Für das Selbstmanagement am wichtigsten ist die Tagesstrukturierung. Denn nach der Monatsübersicht erhält jeder Tag seinen Raum. Je nachdem, wie fein man seine Listen führen will und wie viele Notizen man einträgt, sollte man entweder eine Seite bis Doppelseite pro Tag reservieren.

Ich habe mit einer Doppelseite pro Tag angefangen und habe schnell auf eine (waagerecht geteilte) halbe Doppelseite pro Tag abgerundet, weil manche Seiten (z.B. Sonntage) leer blieben.Links trage ich meine Aufgaben für diesen Tag ein, rechts folgen Notizen oder Spezialthemen (Listen für die PAN-Vorstandsarbeit zum Beispiel).

In diese Tagesstruktur trägt man nun Aufgaben, Termine, Hausarbeit (ja, Wäsche aufhängen steht bei mir im Kalender); während auf der Notizenseite Verabredungen fürs Mittagessen, Ideen für Projekte oder Inspirationen festgehalten werden. Ja, das funktioniert wie eine To-Do-Liste.

Wer mag, kann Überschriften, Textboxen und Randmarkierungen handgezeichnet und/oder farbig hinzufügen (da gibt es z.B. viele Beispiele auf Pinterest), aber das ist kein Muss, ich selbst bin bei so etwas auch nicht sehr geschickt (und daher gibt es von meinem Bullet Journal keine Fotos). Mein Bullet Journal ist eher funktional und minimalistisch. Miss Konfetti zeigt, wie das in fertig aussehen kann.

Am Abend vor dem entsprechenden Tag nimmt man das Journal vor, sieht die Aufgaben durch, überträgt sie in die Tagesstruktur und priorisiert die wichtigsten von 1-3 und markiert diejenigen, die Quick-Wins sind (also wenig Aufwand erfordern).

Am entsprechenden Tag selbst dient das Journal wie ein Ticketing-System, indem es einen bunten Strauß an Aufgaben und Terminen bereithält. Wenn sie erledigt sind, werden sie abgehakt; diejenigen, die man nicht schafft, trägt man in den nächsten Tag/die nächste Woche/den nächsten Monat.

Fertig ist das ganz private Selbstmanagement-Tool.

Im nächsten Blogpost erläutere ich, wie sich das Bullet Journal von einem normalen Kalender unterscheidet.

Aus der Schreibstube: Von Drogen und Selbstmanagement

Time Management By Sean PublicationMotivation ist ein unberechenbarer Partner. Am Anfang des Schreibprozesses hat man zu viel davon und vergisst im Finale zu schlafen und zu essen. Macht man sein Hobby zum Beruf, tritt irgendwann Ernüchterung ein, denn dann hat man kein Hobby mehr. Wer kann auf Knopfdruck kreativ sein, wenn die Mutter einen Bandscheibenvorfall hat, Liebeskummer das Herz zerreißt oder das Kind fiebrig im Bett liegt? Vermutlich nicht sehr viele.

Umso wichtiger ist es, sich einen Plan seiner Arbeit zu machen, um für solche Phasen gewappnet zu sein.

Gleich zu Anfang sei gesagt: das funktioniert nicht immer. Manchmal ist eine Krise einfach eine Krise; das geht anderen Menschen genauso. Leider sind professionelle Schriftsteller als Selbständige finanziell leichter gefährdet als Angestellte, wenn sie ausfallen.

Ich möchte in einer Blogreihe zum Thema Motivation – Selbststrukturierung – Selbstmanagement Methoden aufzeigen, die mir beim Schreiben, Mich-motivieren und -selbststrukturieren helfen. Ich schreibe seit nunmehr 23 Jahren hauptberuflich und habe verschiedene Methoden getestet, wie man seine Motivation aufrechterhalten kann und sich selbst strukturiert.

Ich möchte darauf hinweisen, dass ich weder professionelle Projektmanagerin bin noch alle vorhandenen Methoden und Ansätze auf ihre Tauglichkeit geprüft oder auch nur vollständig durchdrungen habe. Ich lasse mich eher von solchen Gedanken inspirieren, teste sie aus und schaue, was sich bei mir als tauglich erweist.

Diese Blogsammlung schreibe ich auch deshalb, um junge Autoren dazu zu motivieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bevor es zu spät ist.

 

My Poison

Im Augenblick probiere ich das Thema Bullet Journal aus, das eine Sammlung aus To-Do Listen, Tagesplaner, Journal und Ideen-Notizbuch ist. Für mich funktioniert das gut und entwickelt Suchttendenzen.

Drogen kommen in vielerlei Formen daher. Ich bin bekennender Kaffee-Junkie, trinke gern mal Whisky oder Wein (oder andere Formen des Alkohols) und manchmal computerspiele- oder seriensüchtig. Weiche Drogen eben, die gesellschaftlich akzeptiert sind.

Man kann sich meine Überraschung nicht ausmalen, als ich auf die begeisterte Aufforderung einer Freundin hin das Bullet Journal-System ausprobierte und schon nach wenigen Tagen feststellen musste, dass es mich total abhängig macht – im positiven Sinne. (Und wer hier andere Drogengeständnisse erwartet hat – leider muss ich enttäuschen.)

Dieser Suchtfaktor sorgt dafür, dass ich das Bullet Journal mühelos in meinen Alltag integrieren kann und es sich nicht wie eine fremde Methode anfühlt. Ich mache es mir zu eigen.

Bislang führte ich für meine täglichen Aufgaben Listen, sei es analog auf Zetteln, in Google Notes, Evernote, Zim (letzteres ist ein freies Desktop-Wiki, das ich auch sehr empfehlen kann). Da ich den Schutz meiner Daten hochhalte, möchte ich nicht, dass all meine Apps in amerikanischen Clouds zwischengespeichert werden, so dass sich diese Apps eigentlich alle verbieten.

Wenn man die Listen auf dem Handy, dem Desktop-Rechner und dem Notebook nicht synchronisiert, führt man drei verschiedene Listen. Wenn man dann auch dreimal dieselben Tasks abstreicht, hört das System auf, sinnvoll zu sein.

Jetzt ist mein Bullet Journal der Ort, an dem ich die Listen für meine täglichen Aufgaben führe. Wenn ich es nicht dabeihabe und mir etwas einfällt, trage ich es auf dem Handy in eine Notiz-App ein und überführe es später ins Journal. So habe ich alles an einem Ort und vergesse nichts.

Im nächsten Blogpost schlüssele ich auf, was ein Bullet Journal ist, wie man es führt, worin es sich von einem normalen Kalender unterscheidet und warum damit die Selbststrukturierung sogar Spaß machen kann.

Wie strukturiert ihr eure Arbeit?