Die Stiftung für digitale Spielekultur hat sich zum Ziel gesetzt, das Ansehen von Computerspielen in der Öffentlichkeit zu verbessern. Eines der Mittel dafür ist das Quartett der Spielekultur, das das Format des Quartetts der Literatur auf die Spieleszene überträgt – und es funktioniert ganz wunderbar.
Am 21.08. 2019, dem Mittwoch des Gamescom Congress, der die Gamescom in Köln begleitet, durfte ich auf dem Podium des Quartetts der Spielekultur teilnehmen. Wir sprachen über Assassin’s Creed Odyssey von Ubisoft und A Plague Tale: Innocence von Asobo Studio.
Mit den Moderator*innen Melek Balgün und Markus Richter sprachen die Spielejournalistin Nina Kiel und ich über die historische Darstellung der Welt, der Religion und die Charaktere der beiden Spiele, die sich auf den ersten Blick völlig unterscheiden, auf den zweiten Blick aber doch einige Gemeinsamkeiten besitzen.
Wo Assassin’s Creed Odyssey Spieler*innen in die Rolle einer beinahe halbgöttlichen Figur versetzt, reduziert A Plague Tale: Innocence das Spiel auf den Handlungsspielrahmen eines elfjährigen Mädchens und ihres noch jüngeren Bruders.
Die Spielfiguren von Odyssey sehen z.B. Religion skeptisch (sie wird im Spiel auch eher als Manipultionsinstrument dargestellt), in Innocence ist die Inquisition so zweidimensional verdorben wie der Imperator des Imperiums in Star Wars.
Das Gespräch, das sich auch um den Gut-Böse-Kontrast und die Komplexität der Figuren drehte, kann man auf YouTube nachschauen.
Mich hat A Plague Tale: Innocence allein von der Atmosphäre her sehr beeindruckt. Das Spiel wechselt zwar schnell von einer historischen Darstellung in den Bereich des übernatürlichen Horrors, der zum Ende hin zu dick aufgetragen wirkt, doch das Gefühl des kindlichen Alleingelassenseins und der Notwendigkeit der beiden Geschwister, in einer fürchterlichen Welt des Krieges und der Pest Schreckenstaten zu begehen, um zu überleben, hat das Spiel für mich sehr wertvoll gemacht.
Assassin’s Creed Odyssey hat mich (nach meiner großen Liebe zur Ezzio-Trilogie) wieder zu der AC-Reihe zurückgehführt. Die offene Spielwelt ist virtuos gestaltet und vermittelt wie schon seine Vorgänger ganz nebenbei interessante historische Details in einer fiktiven Welt, die natürlich von dem orginalen Griechenland abweichen muss.
Ich fand großartig, dass beide Spiele auch eine in der Games-Szene politische Ebene haben: beide bieten das Spiel von Frauenfiguren an (bei Innocence sogar als Hauptcharakter). Und Odyssey stellt quasi en passant vor, wie man der eigentlich konservativen Spielerschaft ein Blockbuster-Spiel mit Angeboten zu gleichgeschlechtlicher Liebe präsentiert.
Ich bedanke mich besonders bei Christiane Gehrke, der wunderbaren Projektleiterin des Quartetts, sowie natürlich bei den Moderator*innen und meiner Mitdiskutantin Nina (deren Meinung teils drastisch von meiner abwich).
Wie findet ihr die beiden Spiele? Seht ihr Gemeinsamkeiten?