Schlagwort-Archive: Rollenspiel

RPG-a-day – Tag 9: Gutes Kampagnensystem?

Night’s Black Agents (c) Pelgrane Press

„What’s a good RPG to play for about 10 sessions?“

Bis vor kurzem wäre die Antwort auf diese Frage immer „Ars Magica!“ gewesen, und das mit viel Emphase.

Ars Magica besitzt auch Regeln für die Weiterentwicklung zwischen den Spielsitzungen. Es teilt das Jahr in 4 Quartale, in denen die Magier bestimmte Dinge tun können. Gehen sie auf Aventüre, können sie keine Magischen Forschungen machen. Machen sie magische Forschungen, können sie kein Vis (kristalline arkane Kraft) sammeln. Ohne Vis fällt ihnen das Erforschen von Zaubersprüchen oder anfertigen von Artefakten schwer (sie können also keine magischen Forschungen abhalten).

Und dann gibt es auch noch so weltliche Probleme wie Kirchenobere, die Magier verfolgen lassen, Bauern mit Fackeln und Mistgabeln, Kreaturen des Mythischen Europa, die für Ärger sorgen, Feen, Dämonen …

Seit ich Night’s Black Agents lese, habe ich meine Meinung geändert. NBA liefert *wirklich* gute Kampagnenregeln. Die Stabilität wird (ähnlich wie bei Call of Cthulu) nachgehalten, man erhält Handhaben für Psychische Auswirkungen von Horror und wie man sie wieder loswird.

Das ware Bonbon von NBA ist allerdings die Anleitung zum Strukturieren von Kampagnen in Pyramiden-artigen Eskalationsstufen. Ich kann jedem/jeder SpielleiterIn (und allen AutorInnen!) nur wärmstens empfehlen, sich NBA anzuschauen, man kann von Kenneth Hite noch was lernen.

RPG-a-day – Tag 8: Zwei-Stunden-Spiel?

Monsterhearts (c) PbtA

„What is a good RPG to play for sessions of 2hrs or less?“

Das wäre vermutlich Fiasko (wobei auch das mal länger dauern kann), bei dem man allerdings ernsthaft diskutieren könnte, ob es ein richtiges Rollenspiel ist.

Alternativ ein schlankes Spiel Powered by the Apocalypse wie „Monster of the Week“ (ein Dresden-Files/Buffy-Klon) oder „Monsterhearts“ (ein Buffy/Vampire Diaries-Klon).

Die PbtA-Systeme liefern fertige Charakter-Playbooks, in denen man durch das Ankreuzen aus einer begrenzten Auswahl von Optionen einen Charakter innerhalb von 10 Minuten generieren kann und mit einem auf W6 basierenden System, das nur auf Attributen basiert, losspielen kann.

Die Figuren entstehen trotz der einfachen Generierung erstaunlich dreidimensional in der Vorstellung und eignen sich sogar fürs Kampagnenspiel.

RPG-a-day 2017 – Tag 7: Beeindruckendste Spielsitzung?

Der Zorn des Bären (c) Ulisses Spiele GmbH

„What was your most impacful RPG session?“

Die beeindruckendste Spielsitzung fand in Lehrte bei unserem damaligen frisch gefundenen Freund Niels Gaul statt, der mich später auch über Ulrich Kiesow in die DSA-Redaktion holen sollte.

Er leitete für uns „Zorn des Bären“ von Ina Kramer, ein Abenteuer über zauberhafte Winterriten und die Volkstümer der Nivesen (eines Lappen-artigen Volks im Norden von Aventurien).

In dieser Sitzung fanden wir heraus, dass Rollenspiel mehr als Hack’n’Slay bedeutete, dass man Charaktere mit ethnischem Hintergrund ausstatten und spielen konnte, statt nur als Abenteuer-Hauptfiguren, und wir lernten, dass man seine Attacke-und-Parade-Fertigkeiten auch für etwas anderes einsetzen kann als Kämpfen: Für eine Schneeballschlacht.

Wir haben uns gerollt im Schnee und gelacht und gescherzt, und das Rollenspiel bei uns am Tisch sollte nie wieder dasselbe sein.

RPG-a-day 2017 – Tag 6: 7 Tage spielen

Der Löwe und der Rabe I – (c) Ulisses Spiele GmbH

Wenn ich sieben Tage durchspielen könnte, was würde ich dann spielen?

Witzigerweise habe ich exakt das schon einmal getan, als ich … 21 …? war. Damals spielte ich noch hauptsichtlich Das Schwarze Auge (DSA). Die Khomkrieg-Kampagne „Der Löwe und der Rabe“ war gerade erschienen. Wir waren jung und haben in diesen 7 Tagen 77 Stunden gespielt. Neben Essen, Schlafen und Spielen blieb da nicht mehr viel Zeit …

Wenn ich heute 7 Tage zur Verfügung hätte, würde ich vermutlich (wieder) meine Dresden Files-Kampagne einladen und weiterzocken (tatsächlich hatten wir gerade Rollenspielurlaub und das lief quasi exakt darauf hinaus …).

Oder ich würde meine Night’s Black Agents „The Dracula Dossier“-Kampagne anfangen.

RPG-a-day 2017 – Tag 4: Meistgespieltes System

Dresden Files RPG by Evil Hat

„What RPG did you play the most since August 2016?“

Dieser Pokal geht unzweifelhaft an Fred Hick’s „Dresden Files„-Rollenspiel von Evil Hat.

Alle Konvente, auf die ich gefahren bin, habe ich mehrfach gespielt und mindestens einmal geleitet, weil die verrückteste (Nicht-)Kampagne aller Zeiten unfassbar eskalierte.

Das Resultat ist, dass meine junge White Court Virgin aus Berlin über mehrere Zwischenstationen (Weiße Vampirin, Erbin des Weißen Hofs zu Preußen in Berlin) inzwischen zur Königin von Berlin aufgestiegen ist – an der Seite ihres Lieblings-Hass-Onkels Jean-Claude. Es ist eben kompliziert. Ich sende ganz viel Liebe an meine Mitspieler und Mitspielleiter.

Dresden Files läuft auf der Fate-3.0-Engine und ist gegenüber Fate Core 4.0 sicher überholungsbedürftig, ich spiele es aber nach wie vor gern und schätze nach anfänglichen Startspielern die narrativen Mitgestaltungsmöglichkeiten, die das System bietet. Ich kann nur empfehlen, es auszuprobieren.

RPG-a-day 2017 – Tag 3: RPG-News

„How do you find out about new RPGs?“

Ich bekomme Infos über neue Rollenspiele meistens von Freunden. Natürlich beziehe ich auch RSP-blogs.de und schaue ab und an ins Tanelorn-Forum.

Dazu kommt der Facebook-Stream des Sphärenmeisters, der immer über Neuerscheinungen informiert, sowie Freunde, die sehr aktiv in der Kickstarter-Szene unterwegs sind und dort manchmal für Rollenspielprodukte ihr halbes Monatsgehalt lassen.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich inzwischen nicht mehr ganz so offen dafür bin, mir neue komplizierte Systeme anzulernen. Über frische neue Hintergrundwelten freue ich mich immer, aber die Systeme müssen schnell erlernbar (oder sehr, sehr sinnvoll) sein.

RPG-a-day 2017 Tag 2: Mein Wunschrollenspiel

BANDAI NAMCO Entertainment Europe; CC license

Die Frage an Tag 2 des RPG-a-day2017 lautet: „What is an RPG you would like to see published?“

Könnte ich mir ein Rollenspiel wünschen, das es noch nicht gibt, wäre es eines zu Andrzey Sapkowskis Hintergrundwelt „The Witcher“, oder auch zum CD Project Red-Spiel „Witcher 3“, das 2016 veröffentlicht wurde (und das ich immer noch/wieder spiele).

Besondere Regeln sähe ich gern zum Abbilden des wenig schwarz-weißen, sondern sehr ambivalenten Hintergrundes: manche Monster sind menschlicher als manche Menschen; manchmal muss man Menschen/menschliche Monster trotzdem töten, um Unschuldige zu schützen.

RPG-a-day 2017 – der Anfang

Auf Facebook rief mein lieber Freund Jason Durall zu der Aktion „RPg-a-day“ auf. Tatsächlich rief er nicht dazu auf sondern verkündete, dabei mitzumachen. Ich finde die Aktion lustig und interessant, daher werde ich auch täglich einen Blogbeitrag oder Facebook-Kommentar über RPGs nach dem folgenden Muster posten:

Und da heute der erste August ist, beginne ich gleich mit #1:

„What published RPG do you wish you were playing right now?“

Im Augenblick würde ich wahnsinnig gern „Night’s Black Agents“ von Kenneth Hite spielen, genauer gesagt „The Dracula Dossier“, das ich zu Weihnachten bekommen habe. Wie üblich muss ich das wohl selbst leiten.

„Night’s Black Agents“ ist ein Vampire Spy Thriller – Jason Bourne trifft auf Bram Stoker’s Dracula. Ein erster Blick in die Regeln enthüllt wirklich fantastische Kampagnen-Regeln: Über Stability, Trust und eine allgemeine Pool-Regel, aus der sich alle Agenten bedienen können, wird das System seine wahre Stärke erst entfalten, sobald man mehr als einen Abend spielt.

Ein erstes Testspiel mit „The Van Helsing Letter“, einem Free-RPG-Day-Szenario, offenbarte viel Spaß und wirklich fähige Agenten – etwas, das Kenneth Hites altes Hauptsystem, Cthulu, ja zu meinem Leidwesen nie hinbekommen hat.

Deutscher Rollenspielpreis 2017: Die Nominierten „Bestes Regelwerk“

Dieses Jahr durfte ich zum ersten Mal in der Jury des Deutschen Rollenspielpreises 2017 sitzen (DRP). Nach diversen Jury-Mitgliedschaften unter anderem für den Seraph 2015 und 2017 freut mich diese Ehre besonders, da meine Wurzeln im Pen&Paper-Rollenspiel liegen. Tatsächlich steht dieses Jahr auch noch mindestens eine Jury-Mitgliedschaft an, aber da möchte ich den Veranstaltern nicht vorgreifen.

Als Grundregelwerke standen auf der Shortlist 7te See (Pegasus Press), Metal Heroes (Mantikore Verlag), sowie Private Eye (Redaktion Phantastik), in der Kategorie Zubehör kämpften Datapuls ADL, Equinox, und Private Eye: Liebe, Geld und andere Intrigen um den begehrten Titel.

Ich möchte hier kurz die Shortlist-Kandidaten für bestes Grundregelwerk vorstellen:

7te See (Pegasus Press)

Lange wurde die Überarbeitung des ikonischen Mantel-und-Degen-trifft-Piraten-Rollenspiels erwartet. Während das Setting begeisterte, wurden die Regeln der ersten Edition im Allgemeinenen als verschwurbelt bezeichnet. Diese Problematik hat John Wick jetzt beseitigt. Die Regeln sind nicht nur modernisiert sondern setzen sogar erzählerische Impulse: so legt ein Spieler seine Story-Beats (und damit die Schnelligkeit seines Charakter-Aufstiegs) selbst fest. Das Poolsystem wurde durch das Bilden von Kombinationen von 10 und daraus resultierende Steigerungen ersetzt; der Spieler erhält dadurch die Erzählgewalt darüber, wo er Handlungsschwerpunkte setzen möchte. Auch die verwirrende und teilweise wenig anwendungsfreundliche Magie wurde vereinfacht und klargezogen. All das tut dem Regelwerk gut, die Engine tut das, was Welt und Spielstil erfordern: Superhelden im Stile von D’Artagnan und Captain Jack Sparrow zu generieren.

Private Eye (Redaktion Phantastik)

Inzwischen liegt PE in der 5. erweiterten Vesion vor. Die Änderungen zu den Vorgängern sind nicht riesig, doch PE besticht weiterhin durch exzellent recherchiertes Hintergrundmaterial in den Bereichen Kriminologie, Medizin, Verbrechen, Gesellschaft im viktorianischen England, Etikette, Gerichtsbarkeit und noch vieles mehr. Dieser Quell der Informationen ist das bestechende Merkmal von Private Eye; darüber hinaus vergisst man beinahe die rudimentäre (und eigentlich nicht mehr zeitgemäße) Basic Roleplaying Engine, die wie z.B. Cthulu die Charaktere eben zu Dilettanten macht, die mit wenigen Werten im 50%-Chancen-Bereich vorlieb nehmen müssen.

Metal Heroes (Mantikore Verlag)

Metal Heroes fremdelt ein wenig in der Kategorie „Grundregelwerke“. Eigentlich handelt es sich hierbei um ein klassisches Soloabenteuer mit aufgebohrter Engine. Diese Engine ist aber der bestechende Teil des Buches, der mit Vielfalt und Ideen daherkommt. Mechanismen für das Management der eigenen Band, angenehme Regeln zur Ressourcenverwaltung sowie Gigplanung sind gut umgesetzt. Der schnoddrige Ton ist Geschmackssache, ebenso der Punkt, dass man nur einen (männlichen) Helden in einer Storyline spielen kann.

Der Deutsche Rollenspielpreis in den Kategorien „Grundregelwerke“ und „Zubehör“ wird am Sonntag im Rahmen der Abschlussveranstaltung des NordCons übergeben, des größten Fan-organisierten Pen&Paper-Rollenspielevents Europas.

Mir war es eine Freude, in der Jury sitzen zu dürfen und ich wünsche den Nominierten bis Sonntag noch viel Glück!

Wie würdet ihr abstimmen, wenn ihr in der Jury säßet? Wer würde gewinnen?

Verleihung des Deutschen Rollenspielpreises auf dem NordCon

Deutscher Rollenspielpreis – Verleihung Kategorie Zubehör

Am letzten Wochenende fand der NordCon in Hamburg statt, das größte von Fans organisierte Rollenspiel-Ereignis in Deutschland. Von Veranstalter-Seite wurde verlautbart, dass über das Wochenede mehr als 5000 Tagesbesucher gezählt worden sind – herzlichen Glückwunsch!

Auf dem gelungenen Event konnte man zwischen Händlerständen und Liferollenspiel-Verkäufern auch Workshops und Lesungen besuchen. Neben Markus Heitz und Thomas Finn, die beide aus ihren aktuellen Büchern lasen, habe ich dort einen Workshop zum Thema Romankonzeption angeboten. Meinen Dank noch einmal an alle Teilnehmer, die extrem interessiert Fragen gestellt und mitgearbeitet haben!

Auf der Abschluss-Veranstaltung Sonntag Abend, dem Höhepunkt der Veranstaltung, wurde dann erstmals wieder der Deutsche Rollenspielpreis verliehen, der seit 2005 pausierte. Dankenswerter Weise wurde ich angefragt, ob ich einen der Preise vergeben würde und habe so gerne zugestimmt, weil ich es fantastisch finde, dass der deutschsprachige Raum nun einen Jury-Preis für Rollenspiele hat! Und was für eine Jury das war: Timo Gleichmann (Saltatio Mortis), Oliver Hoffmann (Feder & Schwert), Dirk Remmeke (H-Spielt!, Mondbuchstaben etc), Mia Steingräber (Rollenspiel-Zeichnerin) und nicht zuletzt Carsten Praefke (Mitorganisator des NordCon)!

Die Gewinner sind „Reiter der Schwarzen Sonne“ in der Kategorie Regelwerk und „Splittermond – die Welt“ in der Kategorie Zubehör. Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner!

Deutscher Rollenspielpreis – Verleihung Kategorie Regelwerk

Hier berichten die Verantstalter über die Verleihung des Deutschen Rollenspielpreises.

Und hier eine kurze Notiz auf der Uhrwerk-Homepage für Splittermond.

Nach zwanzig Jahren Workshops, Lesungen und Auftritten auf Bühnen war ich, wie ich gestehen muss, erstaunlich aufgeregt bei der Laudatio für Splittermond – die Welt.

Alles in allem fand ich die Organisation des Preises und den Rahmen der abschließenden Veranstaltung wunderbar gelungen.

Danke an die Organisatoren, dass ich dabei sein durfte!